Anrechnung von deutscher Rente auf neuseeländische Ansprüche… und mögliche Vorteile für deutsche Rentner in Australien?
Immer mehr Auswanderer mit Permanent Residence Visa (PR) in Neuseeland kontaktieren uns mit dem Ziel, den vorhandenen neuseeländische Permanent Resident Status in eine australische Permanent Residency (PR) zu tauschen. Denn eine "australische PR beinhaltet die neuseeländische PR."
Wenn Sie ernsthaft interessiert sind, eine neuseeländische PR zu bekommen, dann wäre es von Vorteil, sich entweder an unseren Artikel „Australien oder Neuseeland – welches permanente Visum ist besser?“ zu erinnern oder folgenden Fall zu lesen – zur Warnung, weil es sonst teuer werden kann.
Rente in Neuseeland: Planen auch Sie den Ruhestand in Ozeanien zu verbringen? Sind Sie sich nicht sicher, welches permanente Visum die richtige Wahl ist?
Dann ist der heutige Fall sicherlich von Interesse.
Wir beobachten derzeit eine regelrechte Fluchtwelle aus Neuseeland. Es handelt sich dabei um baldige Rentner und zukünftigen Ruheständlern, die schon etliche Jahre in Neuseeland verbracht haben, und derzeit den wohlverdienten Ruhestand planen. Gemeinsam haben alle, dass der Ruhestand demnächst ansteht und die Auswanderer erhebliche Rentenansprüche aus der deutschen Rentenversicherung oder der österreichischen Pensionsversicherung haben. Gleichzeitig haben die baldigen Rentner etliche Jahre in Neuseeland gearbeitet und so auch Ansprüche aus der neuseeländischen Rentenversicherung erworben.
Aktuell lockt Neuseeland ausgebildete Fachkräfte mit mehrjähriger Berufserfahrung und verspricht Permanent Residence Stauts von Anfang an. Dieses erscheint auf den ersten Blick reizvoll. Doch es kann schnell zum Verlustgeschäft werden.
Ein harmloses Beispiel
Einer Doppelverdiener-Familie aus Stuttgart plant eine Auswanderung und kontaktiert uns da sie von Freuden aus Neuseeland „gewarnt“ wurden.
Er arbeitet bei einem bekannten Autobaukonzern. Sie ist bei einer Beratungsgesellschaft erfolgreich tätig.
Mit einem Durchschnittsalter von 42 Jahren, akademischen Abschlüssen und aktueller Berufserfahrung erfüllt die Familie die Zugangsvoraussetzungen für eine neuseeländische PR.
Gleichzeitig hat die Familie die Renten in Deutschland geklärt und schaut zusammen auf Ansprüche von deutschen Rententrägern, die einer garantierten monatlichen Auszahlung von 1600 Euro bei Renteneintritt aus Deutschland versprechen.
Rente in Neuseeland
Der Plan: Mit weiteren 23 Berufsjahren in Neuseeland und als Permanent Resident sichert sich die Familie auch Rentenansprüche in Neuseeland (Superannuation). In Neuseeland kann man derzeit mit 65 Jahren in Rente gehen. Aufgrund ihrer Lebensplanung und steuerlichen Einschätzung rechnet die Familie mit mindestens $1230 neuseeländischen Rentenansprüchen (monatlich). Ihre Informationen basieren auf Angaben Neuseelands zur derzeitigen Rente.
Auch in verschiedenen Internetforen und auf Social Media wurde unsere Familie bestärkt, dass der Rechnungsansatz richtig sei.
Ein Auskunftsersuchen unserer Familie bei der Deutschen Rentenversicherung ergab angeblich weitere gute Nachrichten. Deutsche Rentenzahlungen, die in Neuseeland ausgezahlt werden, unterliegen nicht der deutschen Steuerpflicht. Auf Facebook wurde unsere Familie ermuntert, doch auch noch diesen Steuervorteil im Rahmen der geplanten Auswanderung zu berücksichtigen.
Rentenansprüche von ca. 1800 Euro und zusätzlich $1230 - wohlgemerkt monatlich ausgezahlt - ist viel Geld. Unsere Familie wollte sich jedoch nicht auf „das Internet“ verlassen. Wir haben daraufhin gemeinsam besprochen, was unseren Stuttgartern blüht.
Die Rente ist sicher – aber klein
Vorstehende Idee von zwei Rentenansprüchen in Neuseeland ist in Wahrheit hässliche Geldvernichtung. Denn unsere Familie berücksichtig bei der Finanzplanung nicht die aktuelle Rechtsprechung in Neuseeland.
Deutsche mit einem PR Visum in Neuseeland, die eine Altersrente aus Deutschland beziehen und zusätzlich eine neuseeländische Rente (Superannuation) beantragen wollen, erleben, dass die deutsche Rente mit der neuseeländischen Superannuation verrechnet wird. Österreichern ergeht es nicht anders.
Bitte lassen Sie dieses auf sich einwirken. Die finanziellen Konsequenzen sind ggf. gravierend.
Für unsere Stuttgarter Familie würde dieses rechnerisch bedeuten, dass trotz 20 Jahre Berufsleben in Neuseeland, KEINE neuseeländische Rente in Höhe von $1230 monatlich ausgezahlt würde. Obwohl durch das zukünftige Berufsleben Ansprüche entstehen, würden diese vollumfänglich mit der deutschen Rente verrechnet.
Wie finden Sie das? Können Sie sich noch immer für ein „geteiltes Arbeitsleben mit zwei Rentenansprüchen“ erwärmen? Oder schwant Ihnen, dass es Ihnen in Neuseeland ans Portemonnaie geht?
Guter Rat ist teuer, liebe Leser, doch schlechter Rat kostet Ihr gutes Geld.
Legen wir noch eine Schippe drauf
Im Beantragungsverfahren für die Rente in Neuseeland verlangen die neuseeländischen Behörden in der Regel von unserer Stuttgarter Familie einen Negativnachweis der Deutschen Rentenversicherung, der von Ihnen beigebracht werden muss. Die Deutsche Rentenversicherung muss Ihnen also schriftlich bestätigen, dass Sie keinen Rentenanspruch in Deutschland haben. Bitte stellen Sie sich vor, was das konkret für Sie bedeutet.
Haben Sie noch Lust oder ist Ihnen der Appetit auf eine Diskussion bezüglich der neuseeländischen Rente schon vergangen? Oder gehören Sie zu den zukünftigen Rentnern in Neuseeland, die ihren Permanent Resident Status nach Australien verlagern wollen.
Bereits in 2018 hat die Botschaft in Wellington eine Warnung als Merkblatt zu dem Thema Rente in Neuseeland veröffentlicht:
- Die neuseeländischen Behörden rechnen Zahlungen der Deutschen Rentenversicherung auf Ansprüche aus der New Zealand Superannuation an.
- Die Situation insbesondere im Hinblick auf finanzielle Auswirkungen sollte vor Beantragung sowohl der deutschen als auch der neuseeländischen Rente sorgfältig analysiert werden.
Die Warnung der Deutschen Botschaft können Sie hier ausführlich nachlesen: Rente in Neuseeland
Sollten Sie also eine Auswanderung nach Neuseeland planen, so hängen Sie unseren Artikel über Ihrem Küchentisch auf.
Planen Sie Ihre Rentenstrategie frühzeitig und bevor Sie feststellen, dass Ihr permanentes Visum für Neuseeland den Auftrag zur partiellen Vernichtung von Geld enthalten hat.
Vielleicht genießen Sie aber auch Ihren Ruhestand als Privatier und ohne neuseeländische Rentenzahlungen.
Sollten Sie jedoch zu den Betroffenen gehören, die jetzt in Neuseeland in Ruhestand gehen und von der Gesetzeslage überrascht wurden, so kann möglicherweise nur noch die „Flucht“ in eine australische Permanent Residency helfen: Australien oder Neuseeland – welches permanente Visum ist besser?
Planen Sie Ihre Auswanderung langfristig – auch unter finanziellen und rententechnischen Aspekten. Das bewahrt Sie vor bösen Überraschungen.
Weitere Information zum Thema Visum Neuseeland finden Sie hier: Visum Neuseeland
Quelle: Dieser Artikel wurde erstmals von Sydney Migration International veröffentlicht Mögliche Vorteile für ausgewanderte deutsche Rentner in Australien?